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Warum ich als freier Trauerredner tätig bin

Aktualisiert: 7. Nov. 2024

Der Tod betrifft uns alle. Dennoch schürt dieses Thema bei vielen Angstgefühle und gehört zu den grossen Tabuthema in unserer Gesellschaft. Das Lebensende gehört zu den schwierigsten Erfahrungen im Leben, und es ist eine Herausforderung, die Trauer zu akzeptieren und auszudrücken. In diesem emotionalen Sturm finde ich meine Berufung als Trauerredner. Es ist für mich mehr als nur ein Job; es ist ein Weg, den ich mit Hingabe gehe, um Menschen auf ihrer letzten Reise zu begleiten und den Angehörigen am Tag des Abschieds einen Anker zu bieten.


Die schmerzhafte Realität des Verlusts


In meinem Leben habe auch ich häufig den Verlust geliebter Menschen erlebt – Momente, die mein Herz zerrissen und meine Sicht auf das Leben verändert haben. Diese schmerzhaften Erfahrungen haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, jemanden an der Seite zu haben, der versteht, was man durchmacht. Oft fehlen uns die Worte, um unsere Gefühle auszudrücken, und genau hier sehe ich meine Rolle: als Brückenbauer zwischen Trauer und Trost.


Die Kunst des Abschieds


Meine Tätigkeit als Trauerredner geht weit über das Halten einer Rede hinaus. Es geht darum, die Lebensgeschichte eines Verstorbenen so zu erzählen, dass sie nicht nur die Trauer, sondern auch die Liebe und die Freude, die dieser Mensch in unser Leben gebracht hat, widerspiegelt. Der Abschied ist ein sehr persönlicher Moment, und ich strebe danach, diese Zeremonie so individuell und einzigartig zu gestalten, wie die Person es war, um die es geht.

Ich ermutige die Angehörigen, ihre eigenen Erinnerungen und Geschichten zu teilen. Oft sind es gerade diese kleinen, persönlichen Anekdoten, die die Trauerfeier lebendig machen und den Verstorbenen in Erinnerung rufen. Es ist ein Akt der Liebe und des Respekts, der den Hinterbliebenen helfen kann, die emotionale Last des Verlusts ein Stück weit zu tragen.


Rituale der Verbundenheit


Ein weiterer zentraler Aspekt meiner Arbeit sind die Rituale, die wir gemeinsam gestalten. Ob es sich um eine besondere Geste, ein Symbol oder ein gemeinsames Lied handelt – diese Momente des Gedenkens sind heilsam und bieten einen Rahmen, in dem Trauer ihren Platz finden kann. Sie helfen den Angehörigen, den Verlust zu verarbeiten und ihre Erinnerungen lebendig zu halten. Ich bin überzeugt, dass Rituale eine Kraft haben, die uns miteinander verbindet und Trost spendet, auch wenn die Trauer überwältigend ist.


Einfühlungsvermögen und Gemeinschaft


Was mich an diesem Beruf besonders erfüllt, ist die Möglichkeit, für andere da zu sein. In einer Zeit, in der sich alles dunkel und hoffnungslos anfühlt, kann ich die Hand eines Trauernden halten und ihn am Tag des Abschieds begleiten. Die Momente der Gemeinschaft, in denen Trauer und Freude zusammenfliessen, sind oft die stärksten. Ich erinnere mich an eine Lebensfeier, bei der die Angehörigen gemeinsam lachten, während sie von den lustigen Erinnerungen an ihren geliebten Menschen erzählten. In solchen Augenblicken wird mir bewusst, wie wichtig es ist, die Lebensfreude auch im Angesicht des Todes zu feiern.


Ein Teil des Lebens


Ich bin überzeugt, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern ein Teil unseres Lebens auf Erden, den wir mit Würde und Respekt gestalten können. Mein Ziel ist es, den Trauernden einen Raum zu bieten, in dem sie ihre Gefühle ausdrücken und ihren Liebsten in Erinnerung behalten können. Ich möchte ihnen helfen, die Trauer als Teil ihrer Reise zu akzeptieren, um Kraft und Hoffnung für den weiteren Weg zu gewinnen.

In meiner Rolle als Trauerredner finde ich nicht nur Erfüllung, sondern auch Hoffnung. Hoffnung, dass wir alle durch schweren Zeiten wachsen können und dass Liebe und Erinnerung niemals verblassen. Es ist mir eine grosse Ehre, Teil dieser tiefen und bedeutungsvollen Momente zu sein, und ich bin dankbar für die Möglichkeit, Menschen auf diesem Abschnitt der Lebensreise zu begleiten.


Trauerredner Marco Hutschenreuther bei der Abschiedszeremonie
Trauerredner Marco Hutschenreuther bei einer Abschiedszeremonie


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